Beim Waldbaden unterstützen das Anregen der
Sinneserfahrungen und das Langsamer-Werden das allmähliche Ankommen im Hier und
Jetzt. Die angebotene, wiederkehrende Sequenz vermittelt einen sicheren Rahmen. Auch das sich in der Natur nicht bewertet fühlen, wird als entlastend
erlebt. Und wenn keine Erwartungen zu erfüllen sind und alles so sein darf, wie
es ist, dann kann sich der sonst so aktive Geist ausreichend sicher fühlen und
das Nervensystem kann sich mehr und mehr beruhigen. Dann fällt es den meisten leichter,
sich auf das Erleben im Moment einzulassen und alle Sinne zu wecken.
Die Sinne gelten als Fenster zur Welt. Das was wir über unsere Sinne an Reizen aus der Umgebung empfangen, kann uns potentiell bei der Orientierung an Orten und überhaupt im Leben helfen. Eine nicht endende Flut an Reizen hingegen führt zur Überlastung, nicht selten verbunden mit dem Schutzverhalten, die Fenster dicht zu machen.
„Ich gehe in den Wald, um meine Gedanken loszulassen und meine Seele wiederzufinden.“
Der Wald hilft, die Fenster zur Welt wieder zu
öffnen ohne überflutet zu werden. Ich erlebe diese geöffneten Fenster auch als direkte
Verbindung zwischen der Welt und meinem Innersten, meiner Seele. Der Ruf des
Bussards erreicht mich und es kommt Freude auf, wenn ich ihn am Himmel kreisend entdecke.
Der würzige Duft der Kiefern lässt mich gleich tiefer atmen und ich fühle mich
wohl. Die Verbundenheit wird spürbar, wenn ich die Welt über die Sinne erfahre
und gleichzeitig wahrnehme: Da geht etwas in mir in Resonanz, ich bin in Beziehung. Solche sich wiederholenden Begegnungen verstärken die Verbundenheit und daraus kann sich über die Zeit ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickeln. Ich erlebe mich als Teil des Waldes und stehe anders in der Welt. Dies bereichert mein Leben, lässt mich zufriedener und somit auch widerstandsfähiger im Alltag sein.
Diese Verbundenheit nehme ich als etwas Wechselseitiges wahr. Wir empfangen nicht nur, sondern geben ja auch: Wir schenken dem Wald und auch den anderen Teilnehmenden Aufmerksamkeit, lassen uns in der Begegnung innerlich berühren, reagieren darauf und gestalten auf diese Weise unser Miteinander neu - ein Miteinander von Mensch und Mitwelt zum Wohle aller.
* (...) to lose my mind and find my soul" Dieses Zitat stammt von John Muir, dem in Schottland geborenen US-amerikanischen Naturschützer und –dichter (1838-1914).