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Lia Braun • Aug. 07, 2019


Heute kam ich mit Kolleginnen ins Gespräch und wurde gefragt: Was sagst Du denn dazu, was ist neben der Stressreduktion heilsam an Waldaufenthalten? Vor Tagen hatte eine von ihnen von einer Freundin gehört, sie bringe den Wald mit Schutz in Verbindung, das geschlossene Ökosystem könne an eine Schutz vermittelnde Höhle erinnern. Sie habe dann den Impuls gehabt, auf meine Webseite zu gehen, um zu lesen, was ich dazu veröffentliche.  

Ich gehe nicht davon aus, dass es da die eine Bedeutung gibt, die für alle immer Gültigkeit hat. Zum anderen schafft das Anstreben einer bestimmten psychologischen Wirkung ein Ziel, dass es dann zu erreichen gilt. Das könnte wiederum unsere Gedanken aktiv halten z.B. mit Fragen, ob wir dem Ziel denn schon näher gekommen sind oder ob es anderen besser gelingt etc. 

Bei den Walks geht es schlicht darum, die Sinne zu aktivieren, im Moment anzukommen und wahrzunehmen, was dann passiert.

So darf sich die jeweilige Beziehung zwischen Wald und Mensch auf eine sehr individuelle Weise entfalten. Und wenn wir etwas davon im Kreis der Teilnehmenden mitteilen, sind die unterschiedlichen Erfahrungen wie die vielen Facetten der Möglichkeiten. Es gibt kein richtig oder falsch. 

Ich selbst erlebe das Ankommen im Wald so ein bisschen wie in eine andere, mir vertraute Welt eintreten. Das inmitten von Bäumen Sein – die Wurzeln unter meinen Füßen, die sich wiegenden Baumkronen über mir, die mir angenehmen Farben, Düfte und Klänge - all dies hat auf mich eine ausgleichende Wirkung. Ich fühle mich zuhause. In Gesellschaft der Bäume erlebe ich mich friedlicher und freundlicher. 

„Mein Herz geht auf“, das trifft es gut. 

Vor ungefähr 20 Jahren hatte ich das Glück, in Saßnitz gleich am Nationalpark zu wohnen. Damals habe ich mich oft gefragt, was denn da im Wald alles zusammen wirkte, was genau mir da so gut tat. Meine Antwort damals: Alle Sinne sagen JA! Die ganze Atmosphäre des Waldes berührte mich tief. Ich nahm sie durch die geöffneten Sinne in mich hinein und genoss das in mir ausgelöste Wohlgefühl. Die Liebe für den Jasmunder Wald hält bis heute an.

Im heutigen Gespräch stellten wir für uns fest, wie das Leben in der Stadt fast zwangsläufig mit dem Verschließen einiger und der erhöhten Sensibilisierung anderer Sinne einhergeht. Wer will in der Stadt schon alles riechen und berühren? Da kann der Wald ein Ort sein, der einlädt, die Umgebung wieder sinnlich zu erfahren und sich mit einem Ja dafür zu öffnen.    


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