Der Berliner Kongress "Wald tut gut" war sicherlich einer der Highlights in 2019. Es hat mir Freude bereitet, Menschen für eine Schnuppereinheit in den Wald einzuladen.
Die Auswahl der Vorträge haben mich indirekt darin bestärkt, weiterhin meinem Herzen zu folgen und den Geist, der mich antreibt, in der zunehmenden Dichte der Waldangebote klarer herauszuarbeiten und zu benennen.
In der mittlerweile sehr unübersichtlich gewordenen Landschaft im Bereich Wald und Wellbeing erinnere ich mich zurück: Als ich mich 2015 für das 1. Europäische Training der Association of Nature and Forest Therapy anmeldete, war gerade Clemens Arvays Buch „Der Biophilia-Effekt“ erschienen. In Deutschland waren Annette Bernjus, Gabriele Skrock und Sandra Knümann die
drei Praktikerinnen, die sich auf die japanischen Studien mit dem Zauberwort Shinrin Yoku bezogen und in Kombination mit ihren jeweiligen Vorerfahrungen Waldbaden anboten. Es war ein offenes Feld, das zum Erkunden und Gestalten einlud.
Vor dem Hintergrund meiner therapeutischen Arbeit und meinen Naturerfahrungen mit Wildnispädagogik und Systemischer Prozessgestaltung überzeugte mich der ANFT Ansatz: Welch´ eine Gelegenheit, die Forschungsergebnisse aus Japan und Korea und den mehrstündigen Aufenthalt zwischen Bäumen als Ausgangspunkt zu nehmen, dann aber den Blick zu weiten und heilsame Beziehungen zwischen Mensch und Mitwelt anzuregen.
Ist es nicht ein Erleben von getrennt Sein, das Stress auslöst und ein sich gut eingebunden Fühlen, dass für Orientierung und Sicherheit steht und somit beruhigend auf das Nervensystem wirkt?
Dann kann das, was uns der Wald an Messbarem schenkt und an Messbarem bewirkt, die Basis sein, um von dort aus mit sich selbst, mit anderen und nicht zuletzt mit der Erde, den Bäumen, mit allem Leben eine gelingende, zukunftsfähige Beziehung zu gestalten.
Doch erst, wenn ich dem Leben in all seinen Formen auf Augenhöhe, d.h. von Subjekt zu Subjekt begegne, verlasse ich die alten Pfade und kann - ganz im Moment - Verbundenheit erleben.
Dieses Sein, das tiefer geht als das Alltagsdenken ist uns in dieser Kultur nicht in die Wiege gelegt. Es wirkt zunächst ungewohnt, vielleicht sogar komisch. Neugier, Vertrauen und Übung sind hilfreich.
Das ist das Waldbaden, das mich begeistert. Es ist ein Eintauchen, ein Erkunden unendlicher Möglichkeiten und es benötigt gleichermaßen Halt und Freiräume, um mehr und mehr den eigenen Impulsen zu folgen und den Zauber und die Schönheit des Lebens hier und jetzt zu entdecken.
Photo Credit: Vanessa Birkner